50 € für eine Lesung? Klingt nach einem netten Nebenverdienst, oder? Falsch. Dieses Honorar ist kein Zeichen von Bescheidenheit, sondern ein Signal: „Ich bin nicht professionell.“ Und dieses Signal erreicht nicht nur deinen Veranstalter:innen, sondern die gesamte Branche.
Das Problem: Viele Autor:innen unterschätzen, wie sehr niedrige Honorare den Markt kaputt machen. Jedes Mal, wenn du für einen Betrag auftrittst, der nicht mal deine Anfahrt deckt, setzt du einen Standard, der andere mit nach unten zieht. Du wirst nicht als Programmhöhepunkt wahrgenommen, sondern als günstige Lückenfüller:in. Austauschbar und noch weiter nach unten verhandelbar.
In diesem Artikel erfährst du, warum Dumping-Preise dir langfristig mehr schaden als nützen, wie sie dein Image sabotieren und wie du endlich selbstbewusst den Preis verlangst, den du verdienst. Denn Lesungen sind kein Hobby. Sie sind Arbeit. Und gute Arbeit muss bezahlt werden.
Die brutale Wahrheit: 50 € sagen mehr über dich aus, als dir lieb ist
Das Preisschild, das du dir selbst umhängst, bleibt haften und färbt auf alles ab, was du tust. Selbst eine brillante Performance wird durch den Preis in eine Schublade gesteckt, aus der du nur schwer wieder herauskommst. Der genannte Betrag ist mehr als eine Zahl: ein Statement über den Wert deiner Arbeit und eine Erlaubnis, wie viel Wert andere dir beimessen dürfen. Stell dir vor, Caterer:innen bieten ein Fünf-Gänge-Menü für 20 € an. Würdest du Qualität erwarten? Eher nicht. Genauso funktioniert die Wahrnehmung bei Lesungen zum symbolischen Honorar. Wer sich einmal billig positioniert, wird selten teurer gebucht. Was heute wie „immerhin etwas“ wirkt, wird morgen zur Preisfessel. Die Positionierung landet am unteren Ende der Werteskala. Zwischen den Erwartungen „billig“ und „austauschbar“ wieder hochzuklettern, ist verdammt schwer.
Willst du weitere Marketingtipps für Lesungen haben, dann sieh dir auch unsere Beiträge Was passiert eigentlich, wenn man keine Werbung für die Lesung macht?, So nutzt du die Lokalpresse, um deine Lesung zu bewerben und Timing ist alles: Die beste Promo-Zeit für deine Lesung. Wann du was posten solltest an.
Billig zieht billig an
Niedrige Preise wirken wie ein Magnet. Leider ziehen sie nicht die Menschen an, die dein Können schätzen, sondern Personen, die vor allem auf eines achten: den Preis. Veranstalter:innen, die nur wegen des Preises buchen, verfügen selten über das Budget, oder das Interesse, dich langfristig aufzubauen. Heute gilt der Auftritt als „Schnapper“, morgen folgt eine Person, die noch ein paar Euro weniger verlangt.
Das Tückische daran: Billig-Buchungen wirken anfangs wie Chancen. Es gibt Bühne und Applaus und schnell entsteht die Hoffnung, dass sich das herumspricht. Meist passiert genau das nicht. Wer über den Preis bucht, empfiehlt auch über den Preis weiter. Die Folge: eine Endlosschleife schlecht bezahlter Auftritte.
Und während der Gedanke „wenigstens sichtbar“ bleibt, passiert etwas anderes: Veranstalter:innen mit Budget nehmen das Angebot kaum wahr. Der Name landet nicht in der mentalen Liste „professionelle Autor:innen“, sondern in der Kategorie „arbeitet für Taschengeld“. Diese Position ist eine Sackgasse.
Der Dominoeffekt: Du ruinierst nicht nur dich, sondern den Markt
Jedes Mal, wenn du für 50 € eine Lesung machst, setzt du den Maßstab nach unten. Vielleicht wirkt es wie ein Gefallen an dich selbst: gerade einen Auftritt brauchen. In Wahrheit verschiebt sich damit die Messlatte für alle. Autor:innen mit einem Honorar von 300 € müssen plötzlich erklären, warum der Betrag „so hoch“ wirkt, weil dein Dumpingpreis als Vergleich dient.
Das ist wie ein Loch im Boot. Zunächst scheint es harmlos, wenn nur der eigene Platz unter Wasser steht. Aber Wasser verteilt sich. Schnell sitzen alle bis zu den Knien darin. Genau so wirkt Preisdumping: Für die gesamte Branche wird es schwerer, faire Honorare durchzusetzen. Veranstalter:innen gewöhnen sich an niedrige Preise und planen Budgets entsprechend. Die Folge: weniger Geld für alle, weniger Respekt für den Beruf, weniger Wertschätzung für Literaturveranstaltungen.
Noch problematischer: Rutscht die Branche einmal in den „Billigmodus“, dauert der Weg zurück Jahre. Preise zu senken, ist einfach. Preise zu heben, erfordert harte Arbeit, Beharrlichkeit und eine geschlossene Front aller Beteiligten. Jeder einzelne Auftritt zum Hungerhonorar verlängert und erschwert diesen Weg.
Verdi empfiehlt 500 Euro Honorar pro Autorenlesung.
Der Realitätscheck: So rechnest du dir deinen echten Wert aus
Rechnen wir gemeinsam: Du bereitest dich vor. Textauswahl, Proben, vielleicht ein paar Anpassungen für das Publikum. Das sind schnell zwei Stunden. Dann die Anfahrt: selbst bei kurzer Strecke mindestens eine Stunde hin und zurück. Die Lesung selbst dauert 60 bis 90 Minuten, dazu Smalltalk, Signieren, Aufbau und Abbau. Sagen wir eine weitere Stunde.
Wir sind locker bei vier bis fünf Stunden Zeitaufwand. Und jetzt teilen wir deine 50 € durch diese Stunden. Plötzlich liegt der Stundenlohn bei 10 bis 12 € brutto. Abgezogen werden noch Steuern, Fahrtkosten, oft auch Materialkosten. Realistisch gesehen bedeutet das einen Stundenlohn, der kaum über dem Mindestlohn liegt, wenn überhaupt.
Dein Ausweg: So kommunizierst du höhere Honorare ohne Angst
Der erste Schritt, um aus der 50-€-Falle zu kommen, ist simpel, aber nicht leicht: Du musst deinen Preis selbstbewusst aussprechen, ohne dich dafür zu entschuldigen. Wenn du beim Nennen deines Honorars gleich hinterherschiebst „… aber wir können auch verhandeln“, ist das schon der falsche Einstieg. Sag den Preis und lass ihn stehen.
Statt dich auf den Betrag zu fixieren, verkaufe den Mehrwert deiner Lesung. Du bist nicht nur da, um ein paar Seiten vorzulesen. Du bist ein Programmpunkt, der Menschen bewegt, inspiriert und bindet. Du bringst Reichweite über deine Kanäle, du füllst Plätze, du machst den Abend unvergesslich. Kommuniziere das. Beispiel: „Mein Honorar liegt bei 350 €, inklusive einer individuellen Anmoderation, Q&A und der Bewerbung der Lesung auf meinen Social-Media-Kanälen.“ Damit machst du klar: Dieser Preis kauft Qualität, nicht Zeit.
Und noch etwas: Sei bereit, Nein zu sagen. Nicht jede Anfrage ist es wert, angenommen zu werden. Wenn Veranstalter:innen partout nicht bereit sind, fair zu zahlen, ist das kein Auftrag, sondern ein Verlustgeschäft.
So bekommst du Lesungen, die deinen Wert widerspiegeln und fair bezahlt werden
Bei Autor sucht Couch bestimmst du dein Honorar selbst und wirst nur von Veranstalter:innen gebucht, die bereit sind, diesen Wert zu zahlen. Keine endlosen Verhandlungen, kein „Wir zahlen nur eine Aufwandsentschädigung“. Du präsentierst dich professionell, erreichst neue Veranstalter:innen außerhalb deiner bisherigen Reichweite und bekommst Lesungen, die deinen Wert widerspiegeln.
Deine Lesungen sind kein Gefallen. Sie sind ein Event. Sorge dafür, dass sie auch so behandelt und bezahlt werden.
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